Loading...

Ungewöhnlicher Eintrag im Kirchenbuch Gräfenhausen

Ein im Totenregister Gräfenhausen eingetragene Abschrift eines Berichts1 des Korporals Hans Heinrich Speißinger aus Saarbrücken an den amtierenden Pfarrer Albert Vögtlin über die Einquartierung von Soldaten im Pfarrhaus mit vorangesetzter Abschrift des 40. Kapitels aus dem Buch Jesus Sirach nach der Lutherbibel

Gräfenhausen, 1638

Daß 40. Capittel.2

Ich hab noch etwaß mehr zu sagen, dan ich bin wie
ein Volmundt.3 Gehorchet mir, ihr heiligen Kindter,
undt wachset wie die Roßen, an den Bechlein
gepflantzet, undt geben süssen Geruch von euch
wie Weyhrauch; blühet wie die Lilien und
riehen wohl!4 Singet lieblich undt lobet den
Herren in allen seinen Wercken; preißet seinen
Nahmen herlich! Dancket im undt lobet
in mit Singen undt Klingen undt sprechten
allso im Danken: alle Werck deß Herren
sindt ser gutt, und waß er gebeütt, daß
geschicht zur rechten Zeit. Undt man darff
nit sagten: Waß soll daß? Dann zu
ihrer Zeit kommen sie gewunschet; geleich
alß da durch sein Gebott daß Wasser
stundt wie Mauren, undt durch sein Wortt
die Wasser stundten, alß weren sie ge-
fasset. Denn waß ehr durch sein Gebott
schafftt, daß ist lieblich; und man darff
uber keinen Mangel klagen an seiner Hilff.
Aller Menschen Werck sindt vor ihm, undt vor
seinen Augen ist nichts verborgen. Er siet
alles [von] Anfang der Welt biß anß Ende
der Welt, und vor ihm ist kein Ding
new. Man darff nicht sagen: Waß soll daß?
Den er hatt ein yegklichs geschaffen, daß
etwa zu dienen soll.5 etcetera 1638.

Hanß Hennrich Speißinger
von Sarprucken6 etcetera
anno Domini
1638.

Allhie in deß Herren Pfarern Hauß haben
gelegen etlich Soldatten, welche etwaß
Brodt gebachen hetten, wir wohl segen
megen, daß der Herr Pfarrer war hier
bey unß geweßen, es solte in seinem
Hauß gewisselich keine Ungelegenheit
angefangen haben. Es sein noch wohl
so Dissgrett darunder geweßen,
daß gewusslich dem Herren Pfarrern
noch wohl respechtdieret wirden
haben. Weil aber der Herren nicht bey
Hauß ist gewessen, so weß der Herr
wohl, daß bißweillen grob herrgeht. So sein
wir aber in der Hoffnung, der Herr werde
wenig Schaden von unß gelitten haben.


Ich thue dem Herren
[???] Pfarrer auch berichten,
daß wir[?) etwaß[?]
Bauren bey unß
gehabt, die unß
geholffen haben, wan
wir inen geschafft
haben, sie solten et-
waß Holtz hohlen
so sein sie selbst so
Schelm geweßen
und haben Kuffen[?] und
Kasten zerschlagen, daß
wir unß selber vor
[???]

 

Doma Gabeler

Hanß Hennrich Speißinger

Hanß Nichter

Hanß Hambrecht, ist ein
grober Gesell

Hanß Stultz

Michel Wolff

Blassi Wurman[?]

Michel Beck

Lorentz Der

 


1 Die Seiten (522–523) befinden sich zwischen den Beerdigungseinträgen der Jahre 1638 und 1639.

2 Buch Jesus Sirach, Kapitel 40 der Lutherbibel. Wortlaut nach Übersetzung vom Jahr 1545. Die Verseinteilung dieser Ausgabe ist folgende: Vers 1 in der Mitte von Kap. 39; Kap. 40 beginnt mit Vers 16; obiger Text umfasst Verse 16–26.

3 Original Luther: Vollmond.

4 Satz im Original nach Luther: … undt gebet süssen Geruch von euch wie Weyhrauch; blühet wie die Lilien und riechet wohl !

5 Ende des Satzes im Original nach Luther: daß es zu etwas dienen soll.

6 Stadt Saarbrücken SB.

Quelle Kirchenbuch Gräfenhausen, Mischbuch 1623–1798.
Original Landeskirchliches Archiv Stuttgart, online bei Archion: https://www.archion.de/de/viewer/?no_cache=1&type=churchRegister&uid=91854