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Oberst von Erbach an Rittmeister Geizkofler 1622

Oberst Johann Kasimir Graf von Erbach1 berichtet aus Güglingen2 dem württembergischen Rittmeister Ferdinand Geizkofler3 von Klagen über im Quartier liegende berittene Soldaten. Er hofft, dass sich die Klagen in einer anstehenden Untersuchung als haltlos erweisen könnten. Weiter begrüßt von Erbach eine Verlegung der Quartiere nach ein bis zwei Wochen. Vermutlich bezieht sich der Bericht auf die Beschwerde der drei Gemeinden Flacht4, Heimerdingen5 und Weissach6 vom 2./12. September 1622 über das unbotmäßige Benehmen der dort einquartierten berittenen Truppe.

Güglingen, 7./17. September 1622 (Ausfertigung)

Johann Casimir Grave zue Erbach
und Herr zue Breyberg etcetera, Obrister etcetera.

Unsern günstigen Grues und genaigten Willen
zuvor, wolgeborner lieber Besonder7.
Ewer Schreiben haben wir empfangen und
gern verstanden, daß Ihr in Rittmeister
Veithen Quarttier geritten. Weil es solches
ohn das unsere Mainung gewesst ist, wollen
verhofen, daß Ihr es in der Inquisition8
also befünden werdet, daß die Reutter
ettlicher Maßen mögen entschuldiget sein.
Sonst werdet Ihr auch nunmehr von unserm
Oberisten Quarttiermeister unnßer Schreiben
benebens ettlicher Clagen empfangen haben.
Wollet solches mit ehistem beantwortten.
Was Ihr sonsten Meldung thuet, wegen Enderung
ewers Quartiers, möchten wir wol leiden,
daß man alle acht oder vierzehen Tag Quartier
endern köndte. Wir haben aber mit unseren
Compagnien – welche Enderung sehr wol
bedörfft – uns bei vierzehen Wochen alhie patientirn9
miesen, welches gegen andern Compagnien wol
ein Ungleicheit ist. Das Geltt und die Ab-
rechnung betreffendt, wer es selbig schon langsten
überal wohl vonnötten gewesst, wan nur
der Commissarius10, wie er uns versprochen,
hette innen gehaltten. Es kompt auch eben
jez in dieser Stund Rittmeister Schavelizky11,
welcher uns berichtet, daß ihro Fürstliche Gnaden
hetten Meldung gethan, als ob wir das
Geltt ettlichermassen empfangen hetten.
So ist solches nicht mehr als 1.400 Reichstaler.
Damit under den Reitter nicht vihl ußzurichten
und möchte einer Compagnie 200 gebiren[?].
Sonst wollet Ihr Rittmeister Veithen sagen,
daß wir ihme dißmahl nichzit anderst zu
schreiben, dan biß unßer Oberister Quartier-
meister kompt und wir den Verlauff
recht hören. Was wir uff Rittmeister Schavelitzky
mundtlich befellen, wollet Ihr demselben
fleißig nachkommen. Wolten Eich
unverhaltten und pleiben Eich mit günstiger
Affection12 wol gewogen. Datum Giglingen,
den 7. Septembris 1622.

Johann Kasimir Grave zu
Erpach, Oberster


1 Erbach-Breuberg, Johann Kasimir Graf zu (1584–1627), württembergischer und kaiserlicher Rittmeister bzw. Oberst.< https://www.30jaehrigerkrieg.de/erbach-breuberg-johann-casimir-graf-zu/> (02.02.2023).

2 Stadt Güglingen HN.

3 Geizkofler Freiherr von Haunsheim, Ferdinand, 1622 Rittmeister über eine Kompanie Kürassiere (StAL B 90 Bü 1479); evtl. identisch mit dem Hofrat, später Geheimen Rat, Erbschenk, Hofkanzler und Landsdirektor (Pfeilsticker, Walther: Neues Württembergisches Dienerbuch. Band 1, Stuttgart 1957, § 1094, 1708).

4 Flacht, Gde. Weissach BB.

5 Heimerdingen, Stadt Ditzingen LB.

6 Weissach BB.

7 Bedeutung: „besonder“ = außergewöhnlich, überdurchschnittlich, herausragend; hier substantivisch im Sinne von „Hoheit, Erlauchter, Durchlaucht“.

8 Lat. = Untersuchung.

9 Bedeutung: „patientirn“ = sich gedulden.

10 Bedeutung: „Commissarius“ = Bevollmächtigter, Beauftragter.

11 Evtl.: Schaffalitzky von Muckadell, Burian, württembergischer Rittmeister 1627, Oberstleutnant 1627/28 (Pfeilsticker, Walther: Neues Württembergisches Dienerbuch. Band 1, Stuttgart 1957, § 47, 1607).

12 Lat. = Gunst.

 

Quelle Staatsarchiv Ludwigsburg B 90 Bü 1484
Die Wiedergabe der Transkription folgt der Originalquelle buchstaben- und zeilengetreu.