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Knittlinger Postmeister an Herzog von Württemberg 1631

Der Postmeister von Knittlingen1, Hans Wilhelm Hundbiß 2, bittet den Herzog von Württemberg ihn von weiteren Truppen-Einquartierungen zu verschonen und begründet dies mit einem erst kürzlich in seinem Haus stattgefundenen 14-tägigen Quartier mit Bewirtung acht kaiserlicher Soldaten (samt einer weiblichen Begleiterin) sowie mit der reichsweit üblichen Praxis der Befreiung von Posthaltern von derartigen Maßnahmen.

[Knittlingen], 23. September/3. Oktober 1631 (Ausfertigung)

Durchleüchtiger hochgeborner Fürst,
gnediger Fürst und Herr; es hatt sich bey unge-
fahr 14 Tagen zugetragen, das unnd wie das
kayßerliche Kriegsvolckh seinen March bey unnß zue
Knüttlingen durchgenommen und ihren Rasst uff die
Weg angemelden[?]3 gehabt, mir uffgetrungen werden
wollen, auch Soldaten in das Quartier zu nemmen.
Und, als ich mich ob solchem Begehren nicht unbillich
beschwehret befunden, mitt Vorwenden, das alle
Possten hin und wider mitt dergleichen Einquar-
tirungen verschonet gelahsen werden, haben nichts-
desto-weniger acht Soldaten und Gefreyte neben
einem Weib gleichsam mitt Gewaltt, das Quar-
tier bey mir genommen, die ich auch solche Zeitt
yber erhallten4 müeßen. Wann aber,
gnediger Fürst und Herr, wie vorgedacht alle unndt
jede Possten durch das ganze Römische Reich
und sonsten, vor solcher Beschwerdt der Einquartierung
außer seinen rechtmäßig und erheblichen Ursachen
befreyet seindt, also will ich gewösser under-
theniger Zuversicht geleben5, zumahlen auch hocherleücht
Euer Fürstliche Gnaden mitt dem Hochfleissigsten gehorsamlich ge-
betten haben, mir dise Freyheit ingleichem gnedig
gedeyen, auch zu dem Ende an dero Vogten zue
Maulbronn fürstlichen Befelch ablauffen6 zu lassen,
(der es ferner an den Schultheißen zu Knittlingen
würt gelangen und zu verfüegen wüßen) darmitt
meiner furbaßhin mitt solcher und dergleichen Ein-
quartirungen der Pilligkeit7 verschond werden sollen.

Welche bezeigende fürstlichen Genad ich nach Vermögen
danckbar underthenig[?] zu verschulden geflißen8 verpleibe.
Thue auch mehrhochgedachte Euer Fürstliche Gnaden mich hierüber zue
erfrewlich gnediger Willfahrung und Milten9 gnedigst bestens
gehorsamist empfehlen.
Signatum, den 23. Septembris 1631

Euer Fürstliche Gnaden
underthenig
gehorsamerHannß Wilhelm Hundtbiß,
Postmeister zu Knüttlingen


1 Knittlingen PF

2 Hundbiß, Hans Wilhelm, spät. 1637 bis 1660 Schultheiß zu Knittlingen, auch Postmeister (Kreisarchiv des Enzkreises, Ortsvorsteherdatei).

3 Bedeutung: „angemeldet“ = angekündigt.

4 Bedeutung: „erhallten“ = versorgen.

5 Bedeutung: „also will ich gewösser undertheniger Zuversicht geleben“ = also will ich unter dieser sicheren untertänigen Zuversicht leben.

6 Bedeutung „ablauffen“ = ergehen.

7 Bedeutung (hier): „Pilligkeit“ = Duldung.

8 Bedeutung: „zu verschulden geflißen“ = zu vergelten bemüht“.

9 Bedeutung: „Milte“ = freundliches Verständnis, Entgegenkommen.

Quelle Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 502 Bü 300
Die Wiedergabe der Transkription folgt der Originalquelle buchstaben- und zeilengetreu.