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Kirchenbuch Schützingen 1657

Vorwort von Pfarrer Jakob Meh zum Seelenregister, das er nach den großen Bevölkerungsverlusten im Dreißigjährigen Krieg von den derzeitigen Dorfbewohnern, darunter mehr­heitlich österreichische Glaubens­flüchtlinge, nach vorheriger Befragung der Haushalts­vorstände anlegte

Schützingen, 19./29. April 1657

Demnach, wie hiefornen gemeldet, dieser Fleckh
Schützingen durch daz langwürige verderbliche Kriegs-
wesen allerdings verödet, also daß derselbe anietzo
fast mit lauter frembden Burgern, meistentheyls aber
vom Ländlin ob der Enß1 widerumb besetzt undt
erbawet worden. Damit nun inskünfftig weder
sie noch ihre hergebrachte Kinder möchten gefährlich
angetastet2 undt ihr ehrliche Geburt in Zweifel
gezogen werden, als hab ich, Magister Jacob
Meh,3 Pfarrer, in Beysein Michel Schneiders, Schult-
heißen, alle Burger nacheinander auff gegebene
Handtrew4 lassen durchgehen undt anzeygen, was sie
für eheliche Kinder haben hergebracht, undt nach
eingenommener ehrlicher Kundtschafft5 sowol ihre,
als ihrer Kinder Namen hierein6 auffgezeichnet, mit
angehencktem ihrem Alter, damit auff begebenden
Fall ihr Ehr gebürend möge errettet werden.
Geschehen den 19ten Aprilis im Jar
1 6 5 7.


1 Das „Land ob der Enns“ ist ein Teil Österreichs und entspricht etwa dem heutigen Bundesland Oberösterreich ohne Innviertel.

2 Angegriffen.

3 Johann Jakob Meh (1610–1674), Pfarrer in Schützingen 1649–1674 (https://www.wkgo.de/personen/suchedetail?sw=gnd:GNDPFB5425) (Abruf 21.03.2022).

4 Handtreue = Handgelöbnis, mit Handschlag vollzogene Versicherung.

5 Auskunft.

6 In das Seelenregister.

Quelle Kirchenbuch Schützingen, Mischbuch 1650–1801 Band 2.
Original Landeskirchliches Archiv Stuttgart, online bei Archion: https://www.archion.de/de/viewer/?no_cache=1&type=churchRegister&uid=85935