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Gemeinde Königsbach an Markgraf von Baden-Durlach 1625

Die Vertreter der Gemeinde Königsbach1 ersuchen von Markgraf Friedrich V. von Baden-Durlach2 aus Geldnot die Genehmigung, das zum Wiederaufbau der zerstörten Kirchen zur Verfügung gestellte Bauholz aus dem Hagenschießwald3 erst in der kommenden Erntezeit erstatten zu müssen. Sie verweisen in diesem Zusammenhang besonders darauf, dass sie finanziell nicht in der Lage seien, die erforderliche Summe (wie gefordert und wohl auch üblich) in bar aufzubringen, weswegen man auf eine Bezahlung der Handwerksleute in Naturalien (Früchten) ausweichen müsse.

In einem Randvermerk vom 23. April/3. Mai 1625 fordern die badischen Bauräte den Pforzheimer4 Forstmeister zur Berichterstattung über die Höhe der Holzkosten auf.

Königsbach, 20./30. April 1625 (Ausfertigung)

Durchleuchtiger hochgeborner Fürst.
Euer Fürstliche Gnaden seyen unnser underthenig gehorsame
Dienst zuvor5.

Gnediger Fürst und Herr. Uff Euer Fürstliche Gnaden gned-
igen Bevelch und unnßer undertheniges Sup-
plicieren6 hatt unß Euer Fürstliche Gnaden Vorst-
maister zu Pforzheim dasjhenige Holz
zue dem Kirchenbaw alhie in dem Hagen-
schieß fellen und widerfahren7 lassen.
Dargegen aber wie billich8 die baare Be-
zahlung darfür begert.

Wan dan gnediger Fürst und Herr nun-
mehr an deme, das man den Hanndtwerkhs-
leuten zu solchem Kirchenbaw etlich Frücht-
en9, weil kein Geltt vorhanden, geben mueß,
deßwegen dan unmüglich, solches Holzgeltt10
also paar zu erlegen11. Alß gelangt dem-
nach an Euer Fürstliche Gnaden unnßer underthenig-
es und hochflehenliches Pitten, sie wol-
len mit solcher Bezahlung sich biß uff
nechst kinfftige Erendt gnedig ge-
dulten und solche Geduldt dero Vorst-
maister zue ermelttem Pforzheim
durch gnedig fürstlichen Bevelch zu ver-
stehen geben laßen.

Hieran erweißen Euer Fürstliche Gnaden unß
ein hohe milttfürstliche12 Gnadt solches […]
Euer Fürstliche Gnaden mit unnsern underthenig gehor-
samen Diensten zu beschulden möglichstes
Fleißes erfunden werden.

Euer Fürstliche Gnaden hiemit Gottes getreuem
Schuz, denselben unß aber zu be[harrlichen]13
milttfürstlichen Gnaden und gned-
iger Willfahrung underthenig und
gehorsamlich empfehlendt. Datum
Königsbach, den 20. Aprilis anno etcetera
1625.

Underthenige ge-
horsame

Schulttheiß, Burger-
maister und Ge-
richt daselbsten.

 

[Randvermerk:]

Der Forstmeister zu Pfortzheim
wolle neben Widersendung der
Supplication14 seinen schriftlichen
Bericht zur fürstlichen Cantzley,
wie hoch sich dißes Baw-
holtz in allem belauffen
thut, überschaffen. Decretum15
Carlspurg16, den 23ten Aprilis
Anno etcetera 1625.
Füstlich Marggräfische Bawverord-
nete Cammermeister und
Räthe.

Ernst Ludwig Leutrumb
von Erttingen17,
Johann Georg Castner.


1  Königsbach, Gde. Königsbach-Stein PF.

2 Baden, Markgraf Friedrich V. von <https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_V._(Baden-Durlach)> (03.02.2023)

3 Waldgebiet südöstlich von Pforzheim.

4 Stadt Pforzheim PF.

5 Bedeutung: „seyen zuvor“ = sei(en) versichert.

6 Bedeutung: „das Supplicieren“ = (bittstellendes) Ersuchen.

7 Bedeutung: „widerfahren“ = herbringen, hertransportieren.

8 Bedeutung: „wie billich“ = wie angemessen/rechtmäßig/rechtsüblich.

9 Bedeutung: „etlich Früchten“ = eine Vielzahl an Naturalien.

10 Bedeutung: „Holzgeltt“ = Kosten für Bauholz.

11 Bedeutunf: „paar zu erlegen“ = in bar aufzubringen/auszuzahlen.

12 Bedeutung: „milttfürstlich“ = barmherzig fürstlich, liebend fürstlich.

13 Bedeutung: „beharrlichen“ = dauerhaften, immerwährenden.

14 Lat. = Bittgesuch, Bittschrift; Bedeutung: „Widersendung der Supplication“ = Zusendung der Bittschrift.

15 Lat. = Verordnung, Beschluss; hier: beschlossen.

16 Das Schloss Karlsburg in Durlach, Stadt Karlsruhe KA, war von 1565–1718 markgräfliche Residenz.

17 Leutrum von Ertingen.

Quelle Generallandesarchiv Karlsruhe 229/55353
Die Wiedergabe der Transkription folgt der Originalquelle buchstaben- und zeilengetreu.